Preisträger 2021

Die Preisträger des
Schreibwettbewerbs 2021 waren:
1.Preis: Ilaria Andrey
2.Preis: Fabian Luginbühl, Merlin Kummer
3.Preis: Naela Stella Berner


Das Thema war: Fernweh.
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Hallo, ich bin Sandra, bin 25 Jahre alt und lebe in Deutschland. Ich bin gerade auf dem Weg zur Arbeit. Eigentlich bin ich schon spät dran, aber ich muss zum Glück nur noch zweimal abbiegen, dann bin ich da. Aber was sehe ich da? Ein Auto, welches mir auf meiner Fahrbahn entgegenkommt…? Ich merke, dass ich anfange zu schwitzen. Ich versuche auszuweichen, aber… BUMM…

Als ich wieder zu mir komme, sehe ich nur Monitore und vier Menschen. Einer der beiden Männer sagt zu mir: „,Hey, ich bin’s, dein Freund Paul. Du hattest einen Autounfall. Der Arzt wollte mir und deiner Mutter gerade berichten, was bei den Untersuchungsergebnissen herausgekommen ist. Aber egal, was herauskommt, ich bin immer für dich da.» Einen Tag später bin ich am Boden zerstört, die Diagnose lautet nämlich „Querschnittlähmung». Das bedeutet, dass ich meine Beine nie mehr bewegen kann. Und jetzt stehen noch einige Monate Reha an. Mein Freund Paul versucht mich die ganze Zeit aufzumuntern. Das ist ja total süss von ihm, aber für mich hat sich alles geändert. 

Endlich ist die Reha vorbei und ich kann morgen nach Hause. Irgendwie freue ich mich, aber ich habe auch Angst. Ich habe keine Motivation, irgendetwas zu machen oder raus zu gehen. Warum sollte ich auch, ich kann ja eh nichts machen ohne Hilfe. 

Schon wieder sind zwei Monate vergangen und ich habe kein einziges Mal das Haus verlassen. Eigentlich will ich ja raus und mal etwas anderes sehen als meine eigenen vier Wände. Aber ich kann sowieso nichts Richtiges mehr machen und es ist mir auch peinlich mit dem Rollstuhl durch die Stadt zu fahren. 

Heute habe ich Geburtstag. Ich habe nichts geplant, nur meine Eltern kommen. Als es am Nachmittag klingelt und ich die Tür aufmache, stehen plötzlich alle meine Freunde da. Ich bin völlig überrascht, dass sie hier sind. Aber als ich Paul in die Augen schaue, ist mir alles klar. Jetzt ratet mal, was Paul mir geschenkt hat – eine Reise nach Australien. Ich sage ihm, dass das total nett ist von ihm, dass ich aber die Reise nicht antreten werde. Er nickt nur. Ein paar Tage später sagt Paul zu mir, dass er es ehrlich gesagt ziemlich blöd findet, dass ich seit meiner Reha nie mehr aus dem Haus gehe. Das geht mir nahe. Ich habe es niemandem gesagt, aber ich denke über Selbstmord nach. Ich habe sogar schon ein Abschiedsvideo gemacht.

Es ist schon wieder ein ganzer Monat vergangen, ohne dass ich es getan habe. Ich merke, dass da so ein bestimmtes Gefühl ist, welches ich nicht mehr loswerde. Und zwar das Gefühl von Fernweh und das Gefühl einfach mal weit weg von hier sein zu wollen. Ihr erratet nie, wo ich einige Wochen später bin, im Flieger nach Australien. Ich bin so froh, dass ich diesen Schritt wage.

So, ich bin wieder zurück in Deutschland. Ihr glaubt nicht, was ich alles erlebt habe in Australien. Unter anderem konnte ich einen Ausflug in eine Rettungsstation für Kängurus machen. Dort habe ich eine Frau kennengelernt, die auch in Deutschland lebt und als Psychologin arbeitet. Sie hat mich irgendwann gefragt, welchen Beruf ich ausübe. Also erzählte ich ihr meine Geschichte und dass ich deshalb nicht mehr arbeite. Wir haben viel geredet und sie hat mich ermuntert mein Leben neu zu sortieren.

Mittlerweile sind vier Jahre vergangen. Ich habe die Ausbildung zur Psychologin gemacht. Ich bin mit dieser Frau in Kontakt geblieben und kann jetzt dann in derselben Praxis anfangen zu arbeiten wie sie. Ich bin der glücklichste Mensch aller Zeiten. Wenn ich zurückblicke, bin ich der absoluten Überzeugung, dass, wenn ich damals das Gefühl von Fernweh – dieses Gefühl einfach mal raus zu wollen, nicht gehabt hätte, ich bis heute immer noch nie raus gegangen wäre. Ich hätte diesen Job nicht und wahrscheinlich hätte sich Paul von mir getrennt. Jetzt hat er mir aber einen Heiratsantrag gemacht. Natürlich habe ich Ja gesagt. Dieses eine Gefühl hat mir wortwörtlich das Leben gerettet.

Es war einmal ein Misthaufen, der war es leid, immer an einem Ort zu stehen und genau vier Dinge zu sehen: Im Norden die Blumen der Bäuerin, im Osten die Kühe des Bauern, im Süden die Katze der Nachbarin und im Westen den Sonnenaufgang auf der Flagge ihres japanischen Nachbarn. «Ich will weg von hier», dachte der Misthaufen. Und wie bestellt wurde auf der anderen Strassenseite ein Plakat aufgeklebt: Südseereise! Nur tausend Franken. Der Misthaufen war total aus dem Häuschen. «Ich werde eine Südseereise machen!», freute sich der Misthaufen. Aber die Südseereise kostete tausend Franken. Der Misthaufen war enttäuscht, dann kam ihm der Keller des Bauern in den Sinn und er hatte eine Idee.

Tatsächlich fand der Misthaufen im Keller noch Palmensamen, ein altes Planschbecken, einen Liegestuhl, einen Strohhut, eine Sonnenbrille, eine XXL- Badehose und jede Menge Sand. Zwei Wochen lang bot sich für einen ahnungslosen Passanten ein seltsames Bild: Hinter einem Bretterzaun wuchsen Palmen, und ein ständiges Klopfen und Bohren war zu hören. Eine ältere Dame wurde ins Spital eingeliefert. Sie hatte einen Schock erlitten, aber niemand glaubte ihr, dass ein Misthaufen auf eine Palme geklettert war. Nach einer Woche, sechs Tagen und 23 Stunden war hinter dem Zaun ein Plätschern zu hören. Dann fiel der Zaun. Dahinter war ein Sandhaufen, auf dem ein Misthaufen in Badehosen Sandburgen baute. Der Strohhut und die Sonnenbrille lagen auf dem Liegestuhl, der im Schatten der Palmen stand. Der Misthaufen war glücklich und zufrieden. «Dieses eine Mal ist der Berg zum Propheten gekommen», dachte der Misthaufen. Am Abend schmiss er eine Misthaufen-Grillparty, zu der alle Misthaufen der Umgebung eingeladen waren. Und alle, alle kamen. Der Misthaufen musste nun nicht in die Südsee. «Das Urlaubsparadies ist im Garten, das ist tausendmal besser als die Südsee und tausendmal billiger» dachte der Misthaufen und sprang ins Planschbecken. So geht das.

Fabian Lüchinger gefiel seine Geschichte. Er gab sie ab und gewann den ersten Preis des Wettbewerbs, ein IPad! Er freute sich sehr. “Nach den Anstrengungen habe ich mir die Herbstferien redlich verdient.”, meinte Fabian und fuhr mit seiner Familie in den Urlaub. So geht das.

Es war einmal ein Junge namens Ramses. Er war etwas ganz Besonderes, er war nämlich der Sohn eines Pharaos. Sein Vater gab ihm alles, was er sich wünschte. Nur einen Wunsch erfüllte er ihm nicht, nämlich den Wunsch noch andere Orte ausser seinem Geburtsort zu sehen. Aber weil das sein grösster Wunsch ist, hatte er im Palast Verbündete gesucht und nach langer Suche einen gefunden, der ihm hilft. Nämlich den großen Erfinder des Palastes Khamwaset.

Monate später waren sie immer noch am Grübeln, was funktionieren könnte. Aber sie hatten alles schon versucht: Sie waren beim Wächterwechsel durchs Tor geschlüpft. Aber ein Säufer, der zufällig auf die Strasse kam, hatte sie erwischt. Daraufhin hatte sein Vater die Wachen verdoppeln lassen. Und sie hatten sich einen Tunnel gegraben, aber die Erde war zu locker, der Tunnel stürzte immer wieder ein. Nur über die Mauer zu fliegen hatten sie noch nicht versucht. Das war es. Sie machten sich einfach Flügel.

Als Ramses Khamwaset von seiner Idee erzählte, antwortete der: „Wieso bin ich nicht selbst draufgekommen? Gut gemacht Ramses. Um Flügel zu machen, brauchen wir nur Federn und Wachs.» Aber diese Materialien zu bekommen war schwerer als sie gedacht hatten, denn sie konnten nicht einfach danach fragen, sonst schöpfte der Pharao vielleicht Verdacht. Dann kam ihnen eine Idee. Ramses verlangte Kerzen, um auch spät am Abend Schriftrollen über andere Pharaonen lesen zu können. Einen Tag später fragte Khamwaset nach Federn für seine Mutter. Sobald sie beides bekommen hatten, fingen sie gleich an zu bauen. Dann nach zehn Wochen schweisstreibender Arbeit war es so weit, sie hatten sich zwei Paar Flügel gebaut. Dann, als sie niemand im Hof sah, legten sie die Flügel an und flogen über die Mauern davon. Während er flog, war Ramses überglücklich.

ENDE

Ich schwimme durch den tiefblauen Ozean. Ich schwimme, nein, ich gleite durchs Wasser. Diese farbigen Schönheiten, die ich sehe, ich habe nicht gedacht, dass es so einen schönen Ort auf dieser Erde noch gibt. Doch eine Faser von meinem Herzen hatte es gewusst, gespürt. Es ist wie ein Teil von mir. Langsam schwimme ich tiefer und tiefer hinein und entdecke diesen wertvollen Reichtum, der in der Tiefe des Meeres verborgen ist. Ich strample mit den Füssen immer tiefer hinab in die verborgene Welt der Magie. Langsam wird es dunkler und dunkler, doch Angst habe ich nicht. Alles kommt mir so vertraut und wunderbar vor, als wäre ich schon einmal hier gewesen. Ich kann unter Wasser atmen! Immer wieder höre ich diesen geheimnisvollen Gesang, der zutiefst mein Herzen berührt. Ich vertraue dem Gesang und folge ihm. Es fühlt sich an, als wären der Ozean und ich eins. Hier wo ich bin, bin ich richtig, so wie ich bin. Wer bin ich eigentlich? Und was passiert hier?

Dieser Gedanke reisst mich wieder jäh zurück in die Realität. Ich heisse Laine, das bedeutet Welle auf Estnisch. Die ersten Träume begannen an meinem 15. Geburtstag. Von da an besuchten sie mich regelmäßig. In letzter Zeit werden die Träume vom Ozean immer intensiver. Als es damit angefangen hat, haben meine Eltern gesagt, es sei normal für so ein Mädchen wie mich, doch dann fingen sie sich an Sorgen zu machen. Ich möchte nicht, dass sich meine Eltern Sorgen um mich machen müssen, doch ich fühle mich anders, ich fühle mich in der Schule anders, ich fühle mich unter meinen Freunden anders, ich fühle mich überall anders, höre Stimmen, denke anders. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nicht hierhergehöre, weil ich eben anders bin. Nicht, dass anders schlecht wäre, doch anders ist eben anders. Nur einer auf dieser Welt versteht mich Jala. Wir haben dasselbe Fernweh, dieselbe Sehnsucht und sogar dieselben Träume. Er ist wie ein Bruder, Freund alles zusammen. Wir haben zusammen beschlossen, dass wir unserem Traum und somit auch unserem Herz folgen wollen. Bald werden wir gehen, und zwar zusammen auf der Suche nach unserem Fernweh. Ich gebe nie die Hoffnung auf, dass ich eines Tages mein Fernweh finden kann.

Für diesen Ozean den ich spür

gehe ich durch manche Tür

ich wäre gerne dort

von hier fort

es zerreißt mir mein Herz

ich spüre den Schmerz

ich wollt ich wäre mich

doch nur dort bin ich mich

mein wahres Gesicht

so ist es eine Pflicht

ich spüre es fester

so als wäre es eine Schwester

es sieht so aus von oben

als würde man alles proben

doch in mir innen ist eine Schlucht

voller Sehnsucht

tief in mir

ein wildes Tier

wir sind tief verbunden

haben dieselben Wunden

sehnen uns nach demselben Traum

nach dem eigenen Freiraum

habe keinen Plan

weiss nur ich will zum Ozean

ich will mein Herz spüren

es wird mich dorthin führen

ihr werdet mich sehn

doch ich werde wieder gehen.

Wir begaben uns auf die Reise nach unserem Fernweh. Es war schwer und tat weh – dennoch folgten wir unserem Herzen. Auf dieser Reise fanden Jala und ich heraus, dass wir auf eine tieferen Art füreinander bestimmt waren. In der geheimnisvollen Tiefe fand ich endlich mein wahres Ich und somit auch mein Fernweh nach dem Ozean. Meine Eltern werde ich nie vergessen, ich bin ihnen auf ewig dankbar für die Liebe und die Zeit, die sie mir geschenkt haben. Dass ich anders bin, finde ich grossartig, genau das macht mich einzigartig und frei in meinem Herzen. Hier kann ich sein, wer ich wirklich bin, Laine.

Ich komme nicht zurück

hier ist mein Glück

denn da wo jetzt ich bin

gehöre ich hin.

Preisträger 2022

Die Preisträger des
Schreibwettbewerbs 2022 waren:
1.Preis: Fabian Luginbühl, Fraubrunnen
2.Preis: Joel Grünblatt, Jegenstorf
3.Preis: Lina Candinas, Iffwil


Das Thema war: Glück.
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Nele ist 8 Jahre alt. In der Schule haben sie gerade das Thema Glück. Sie führen ein Theater vor. Das heisst: Mein kleiner Kater und sein Glück. Natürlich will Nele die Hauptrolle, aber auch die anderen Mädchen in der Klasse wollen diese Rolle. Nele übt jeden Tag für die Hauptrolle. Nele will unbedingt die Hauptrolle bekommen. «Oh, ein Paket. Für mich? Von wem denn? Ich bekomme doch keine Pakete. Hm, seltsam. Oh, es hat Luftlöcher?» So etwa tönt es, wenn Nele übt. «Nele, wann hast du schon wieder die Rollenverteilung?» «Ehm, ich glaube am Freitag.», sagte Nele. «Was, schon am Freitag? Da musst du aber noch ein bisschen üben!», rief Neles Mama Nele zu. «Jaja, das schaff ich schon!», sagte Nele.

Es ist mitten in der Nacht. Genau gesagt die Nacht vor der Rollenverteilung. Da hört Nele plötzlich ein leises Flattern. Es tönt ähnlich wie ein Schmetterlingsflattern. «Was ist denn das?», fragt sich Nele. Aber die Antwort bekommt Nele kurz darauf. Denn jetzt flattert ein rundes, hellgelbes Ding mit weissen Flügeln zum Fenster herein. Nele starrt das Ding lange an, bis es plötzlich «Hallo Nele, ich bin das fliegende Glück» sagt. Nele starrt das fliegende Glück verdattert an. Dann sagte sie langsam: «Hallo!» «Hallo, wenn du willst, bring ich dir morgen Glück.» «Au ja, das wäre fein.», sagte Nele. «Also abgemacht.» «Ja, abgemacht.» «Aber jetzt ab ins Bett mit dir, nicht dass du morgen noch müde bist.» «Okay, schlaf gut fliegendes Glück!», sagte Nele und dann war sie auch schon wieder eingeschlafen.

Es ist Morgen. Nele ist in der Schule. Die Zeit vergeht höllisch langsam. Dann ist es endlich so weit: Es gongt und Nele kann nach Hause. Sie isst schnell ihre Spaghetti, zieht sich um und geht dann wieder in die Schule. Dort fängt es gerade an, als Nele hineinkommt. Nele ist meist sehr pünktlich. Jetzt werden auch schon die ersten Rollen verteilt. Nele wartet, bis die Hauptrollen verteilt werden. Als Neles Lehrerin nach den Hauptrollen fragt, streckt Nele sofort auf. «Ja Nele, zeig uns mal dein Können.» Nele geht auf die Bühne und spielt ihre Lieblingsszene vor. Zuerst lief alles bestens, aber dann kam Nele ins Stottern. O nein! «Gut Nele. Wer will auch noch diese Rolle haben?» Und mit diesen Worten stiess Neles Theaterlehrerin Nele von der Bühne.

Es ist nach der Rollenverteilung. Nele ist sehr mies gelaunt. Als Nele nach Hause kommt, rennt Nele sofort in ihr Zimmer. Sie will das fliegende Glück beschimpfen. Es wollte ihr doch Glück bringen. Da sagt das fliegende Glück: «Na, bist du jetzt glücklich?» «Nein, überhaupt nicht!» Das hätte es nicht sagen sollen. Das machte Nele nur noch saurer. Aber da änderte sich noch etwas. Denn jetzt erst in den nächsten Proben sieht Nele wie schwierig die Rolle wirklich ist und jetzt ist Nele doch recht froh, dass sie nur eine Nebenrolle kriegte. Am Abend, nachdem Nele das gemerkt hat, entschuldigt sich Nele beim fliegenden Glück. Eigentlich dankte sie ihm zugleich. Da schaute das fliegende Glück plötzlich auf die Uhr, die in Neles Zimmer hängt. «Oh nein, ich muss gehen. Denn wer bringt Klara sonst Glück?» Nele lacht. Dann sah sie, wie es durch das Fenster hinaus in die klare Vollmondnacht fliegt. Das gab ein schönes Bild, fand Nele. Im letzten Moment, in dem das fliegende Glück sie noch hören konnte, rief Nele: «Bis bald und komm bald wieder!»

Und dann, ja dann war es hinter einer Wolke verschwunden.